Die Miete in einem deutschen Dorf ist seit 500 Jahren nicht gestiegen und kostet nur 1 Dollar im Jahr – ein Mythos oder Realität?
Stellen Sie sich vor, in einem idyllischen deutschen Dorf zu leben, umgeben von malerischen Landschaften und historischen Gebäuden, und dabei nur 1 Dollar (oder rund 0,92 Euro) Miete pro Jahr zu zahlen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Diese Geschichte, die sich wie ein modernes Märchen anhört, hat tatsächlich eine historische Grundlage. In einem Dorf namens Fuggerei in der bayerischen Stadt Augsburg existiert eine solche Realität, in der die Mieten seit fast 500 Jahren unverändert geblieben sind.
Die Fuggerei – Das älteste Sozialwohnprojekt der Welt
Die Fuggerei wurde im Jahr 1521 von Jakob Fugger, einem der reichsten Kaufleute und Bankiers seiner Zeit, gegründet. Die Idee hinter diesem einzigartigen Projekt war es, einkommensschwachen und bedürftigen Bürgern von Augsburg eine erschwingliche Unterkunft zu bieten. Fugger war überzeugt, dass Wohlstand und soziales Engagement Hand in Hand gehen sollten, und so entstand die Fuggerei als erstes Sozialwohnprojekt der Welt.
Das Besondere an diesem Wohnprojekt ist, dass die Jahresmiete seit der Gründung nicht gestiegen ist. Der symbolische Betrag von 1 Rheinischem Gulden, was heute etwa 0,88 Euro entspricht, wird auch heute noch als Jahresmiete verlangt. Allerdings gibt es noch einige zusätzliche Verpflichtungen für die Mieter, die tief in der Tradition verwurzelt sind. Die Bewohner müssen zum Beispiel täglich drei Gebete für die Stifterfamilie Fugger sprechen und sich an die Regeln der Gemeinschaft halten.

Wer darf in der Fuggerei wohnen?
Das Leben in der Fuggerei ist nicht für jedermann zugänglich. Um dort wohnen zu dürfen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die Bewohner müssen:
1. Augsburger Bürger sein. 2.In finanzielle Not geraten sein, ohne dass sie sich aus eigener Kraft helfen können.
Ein Dorf wie aus dem Mittelalter
Die Fuggerei besteht aus 67 Häusern mit insgesamt 140 Wohnungen, die alle in typisch altdeutschem Stil erbaut sind. Die Häuser sind teilweise bis zu 500 Jahre alt, und obwohl sie äußerlich ihren historischen Charme behalten haben, wurden sie im Inneren modernisiert, um den heutigen Standards zu entsprechen.
Die Atmosphäre in der Fuggerei versetzt Besucher in eine andere Zeit. Das Dorf ist umgeben von einer Mauer, die ursprünglich zum Schutz diente, und die Gassen und Plätze sind liebevoll gepflegt. Viele Touristen besuchen die Fuggerei, um einen Blick auf dieses historische Wohnprojekt zu werfen und die einzigartige Geschichte zu erfahren.
Die Fuggerei heute
Auch wenn die Miete in der Fuggerei tatsächlich nur symbolische 0,88 Euro pro Jahr beträgt, kommen auf die Bewohner noch einige zusätzliche Kosten zu, wie etwa für Strom, Heizung und Wasser. Trotzdem ist das Leben in der Fuggerei im Vergleich zu modernen Wohnkosten äußerst erschwinglich.
Heute steht die Fuggerei unter der Verwaltung der Fugger’schen Stiftungen, die sich um den Erhalt der Anlage kümmern und sicherstellen, dass die Traditionen gewahrt bleiben. Die Einkünfte der Stiftung stammen aus dem Vermögen der Fugger-Familie und Spenden, die in den Erhalt der Anlage fließen.
Ein Symbol für soziale Verantwortung
Die Geschichte der Fuggerei ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sozialer Wohnungsbau auch über Jahrhunderte hinweg Bestand haben kann. Jakob Fuggers Vision, Menschen in Not zu unterstützen, lebt bis heute fort und ist ein Symbol für langfristiges soziales Engagement und Verantwortung. In einer Zeit, in der Mietpreise weltweit immer weiter steigen, zeigt die Fuggerei, dass es auch anders gehen kann.
Fazit
Die Fuggerei in Augsburg ist kein Mythos, sondern Realität – eine seit 500 Jahren existierende Sozialwohnanlage, in der die Miete tatsächlich nur 1 Dollar bzw. 0,88 Euro pro Jahr beträgt. Während die Geschichte außergewöhnlich klingt, zeugt sie von einer tief verwurzelten Tradition sozialer Verantwortung und Wohltätigkeit, die bis heute fortgeführt wird. Die Fuggerei ist damit nicht nur eine historische Sehenswürdigkeit, sondern auch ein Vorbild für soziale Gerechtigkeit in der heutigen Zeit.